ROLL OVER HANAU – EINE STADT, DIE AMERIKANER UND IHRE MUSIK
ROLL OVER HANAU dokumentiert am Beispiel einer kleinen hessischen Garnisonsstadt den nachhaltigen kulturellen Einfluss amerikanischer Soldaten auf die westdeutsche Jugend der 50er und 60er Jahre. Dieser zeigte sich in Hanau besonders plastisch, indem die Stadt durch eine überproportionale Präsenz amerikanischer Besatzungskräfte zur Hochburg der Jugendkulturen aufstieg, Vergnügungssüchtige aus ganz Deutschland sowie Stars und Sternchen aus der ganzen Welt anlockte und so eine Kulturlandschaft entwickelte, die weit und breit ihresgleichen suchte.
Nachdem Hanau in den letzten Kriegstagen durch alliierte Bombardements in Schutt und Asche gelegt war, wurden in der nahezu total zerstörten Stadt in den Zeiten von Wiederaufbau und Wirtschaftswunder über 30.000 amerikanische Wehrpflichtige stationiert. Soldaten aus allen gesellschaftlichen Schichten kamen nun über den großen Teich in die kleine Stadt an Main und Kinzig – darunter unzählige Musiker, Künstler, Intellektuelle und Querdenker. Diese waren es, die der aufbegehrenden Hanauer Jugend wichtige Impulse für eine „kulturelle Demokratisierung“ gaben und deren zügelloser Freizeithunger und starker Dollar in Hanau unzählige Musik-Bars wie Pilze aus dem Boden sprießen ließen. Die Stadt genoss bald bundesweit den sündigen Ruf eines „hessischen St. Pauli“ und stellte in Bezug auf ihr Nachtleben die benachbarte Großstadt Frankfurt deutlich in den Schatten. Die ausgedehnten Vergnügungsviertel in Hanau entwickelten sich schnell zu willkommenen Anlaufstellen für die zeitgenössischen Jugendkulturen – genauso wie für die popkulturelle Prominenz aus dem In- und Ausland, die sich bald auf den Bühnen der Kneipen tummelte.
ROLL OVER HANAU zeichnet ein plastisches Bild einer stark von amerikanischer Alltags- und Subkultur geprägten Kommune und deren zwischen grenzenloser Begeisterung und biederer Ablehnung gegenüber neuer kultureller Ausdrucksmuster polarisierten Bevölkerung und beleuchtet damit ein Stück Kultur-, Politik- und Zeitgeschichte, das in dieser Form bisher noch keine Beachtung fand. Die Erinnerungen von Hanauer Zeitzeugen, Musikern, Barbesitzern und Szenekennern werden gemischt mit denen prominenter Musiker aus dem In- und Ausland, die detailreich und spannend von ihren persönlichen Erlebnissen in Hanau berichten. Genauso kommen Vertreter der US Army in Hanau sowie die „Antagonisten“ der Szene zur Sprache. Die Geschichten der Zeitzeugen werden durch reichhaltiges Archivmaterial illustriert und mit einer Füllle an ausgesuchter Musik untermalt. Neben Schwarzweißaufnahmen von Bars, Bands und Kasernen zeigt die Dokumentation auch Filmszenen, die politische und historische Entwicklungen im In- und Ausland beschreiben und überregionale Bezüge zum Thema herstellen: Das Ende des Zweiten Weltkriegs, die Zeit des deutschen Wiederaufbaus, der Kalte Krieg und der Protest der „68er“ gegen den amerikanischen Einsatz in Vietnam beeinflussten auch die Geschehnisse in Hanau.
ROLL OVER HANAU zeigt Zeitzeugen-Interviews mit HELMUT WENSKE (Rock´n´Roller, Maler & Buchautor), GARY BURGER (Ehem. US-Soldat, Sänger & Gitarrist „The Monks“), CLIVIA RUNKLÈ (Tochter eines US-Soldaten, Hanaus erstes Go-Go Girl), JÖRN RAUSER (Rock´n´Roller, Sänger „The Twens“), LESLIE LINK (Hanauer Rocklegende, Gitarrist „Orange Peel“), KARL-HEINZ AUGUSTIN (Jazzanhänger, Intellektueller & Schlagzeuger), EDDIE SHAW (Ehem. US-Soldat, Sänger & Bassist „The Monks“), AARON BROWN (Ehem. Barbesitzer), HANS MARTIN (Hanauer Oberbürgermeister a.D.)
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